Ange und die Pferde by Lise Gast

Ange und die Pferde by Lise Gast

Autor:Lise Gast [Gast, Lise]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Saga
veröffentlicht: 2016-04-14T00:00:00+00:00


* * *

„Ange?“

„Bitte, Frau König?“

„Sind Sie verfügbar?“

„Wir sind sofort hier fertig“, antwortete Margot für Ange. Margot hatte immer den richtigen Instinkt, sie witterte sozusagen, wie man antworten mußte. Heute hatten die beiden Mädel den Hühnerstall gescheuert und die Sitzstangen abgewaschen, waren aber tatsächlich gerade fertig. „Sobald alles trocken ist, streu’ ich frisch ein.“

„Gut, dann können Sie jetzt mit auf die Dreschmaschine gehen, uns fehlt jemand zum Aufschneiden. Und Sie, Ange, sollen ins Schloß kommen. Mein Bruder rief an.“

„Nanu?“ fragte Ange verwundert. Das war noch nie vorgekommen. Aber da die Königin es vermittelte ...

„Frag nicht zuviel. Ich ginge sofort“, sagte Margot und lachte.

„Ich geh’ ja auch. Aber du – du sollst dreschen, während ich ...“

„Wen es eben trifft. Aber mach dir keine Gedanken, ich bin gern auf der Maschine. Aufschneiden ist die schönste Arbeit. Man darf nur das Messer nicht reinfallen lassen. Das ist mir schon mal passiert“, erzählte Margot, während sie zum Haus gingen. „Gottlob nicht hier, sondern zu Hause. Ziehst du dich nicht um?“

„Ich? Warum denn?“ fragte Ange.

„Na, ins Schloß – da gehen wir doch gewöhnlich in Reitkluft.“ Sie waren beide in Jeans, trugen zur Arbeit fast immer diese engen, praktischen Niethosen, die kaum Schmutz annehmen. Ange sah an sich hinunter und dann in Margots Gesicht. Meinte die es ernst? Nein, sie blieb, wie sie war, vielleicht war drüben nur irgendwas abzuholen. Sie liefen zusammen in die Küche und wuschen sich, und Margot suchte sich ein Messer.

„Also, mach’s gut“, sagte sie und lief davon. Ange bürstete schnell über ihre Hosenbeine und griff dann – niemand war in der Küche – nach dem Schuhputzkasten. Sie war es gewöhnt, zum Reiten wie aus dem Ei gepellt anzutreten. Mit dem Kamm übers Haar und hinaus aufs Rad.

Der Hof der Reitschule war leer. Ange lehnte das Rad an die Mauer und trat in den Stall. Niemand da. Ange ging, merkwürdig beklommen, den Stallgang entlang und blieb vor dem „Komptoir“ stehen, einem kleinen Raum mit Schreibtisch und Telefon, wo die Stunden der Reitschüler eingetragen wurden, wo man die Reitkarten in Empfang nahm und nach Reuter fragte, wenn er nicht im Stall oder in der Halle war. Sie hörte, daß drinnen jemand den Stuhl zurückschob, gleich darauf öffnete sich die Tür. Reuter kam heraus.

„Ach, Sie sind da. Na fein. Wen wollen Sie?“

„Wie meinen Sie das?“ Ange war heute begriffsstutzig.

„Nun, ich dachte, Sie kämen zum Reiten. Ich sagte jedenfalls zu meiner Schwester, ich wollte ausreiten und hätte gern jemanden, der mitkommt. Hat sie das nicht ausgerichtet?“

„Nein, sonst wäre ich ...“ Margot hat es gewußt, dachte Ange. Sie wurde immer verlegener.

„Sonst wären Sie nicht gekommen?“ fragte er mit einem verdeckten Schmunzeln. Ange zuckte.

„Doch. Aber in Reithosen. So.“ Es klang patzig. Sie hatte das gar nicht beabsichtigt. Aber sie war, allein hier, statt, wie sonst, in der Schar der anderen, unsicher und mißtrauisch.

„Ach, ich denke, Sie können auch in Jeans reiten“, sagte er friedlich. Sie waren den Stallgang entlanggeschlendert. Jetzt blieb Reuter so offensichtlich stehen, daß Ange aufsah. Und da kapierte sie, was los war. In der letzten



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